Abschlusskonzert vom Musiglager Bänggä
Von: Irène Zweifel Hug (eingesandt)
Nach sechs Tagen fleissigem Proben in Gais
präsentierten die Jungmusikanten ihr eingeübtes Programm einem zahlreich
aufmarschierten Publikum in der Benkner Rietsporthalle. Das Dargebotene
stiess auf grosse Begeisterung.
Viele
Köche, welche den Brei ganz und gar nicht verkochten... (Bild: zvg)
Die Anspannung unter den
Jungmusikanten war deutlich spürbar, als sie sich vergangenen
Sonntagnachmittag, 08. Oktober 2006 um 15.00 Uhr zur Vorprobe trafen. Hier
ein Notenständer der umfiel, da eine Querflöte, die plötzlich keine Töne mehr
von sich gab. Aber mit Ruhe und Organisationstalent bekamen die
Verantwortlichen auch diese kleinen Missgeschicke rechtzeitig in den Griff.
Die Nervosität ist allerdings verständlich, war es doch für einige der
Nachwuchsstars der erste grosse Auftritt vor Publikum.
Um 17.00 Uhr begrüsste Lagerleiterin Irène Zweifel Hug die Gäste in der
Rietsporthalle und gab dabei schon mal einige Fakten und Zahlen rund ums
Lagerleben bekannt. Anschliessend ergriff der musikalische Leiter Ferdi
Schnider das Wort und führte in gewohnt witziger und gleichzeitig
informativer Weise durchs Programm. Musikalisch eröffnet wurde das Konzert
mit einem Choral von John Darwall, welchen die Musikanten jeweils zum
Einspielen am Morgen benutzt hatten. Danach folgte Tanzmusik aus dem 16.
Jahrhundert; Michael Praetorius komponierte dieses Stück im ¾-Takt mit dem
Namen 'Terpischore'. Trotz Ferdi Schniders genauer Anleitung, wagte dann
allerdings niemand aus dem Publikum den spontanen Gang aufs Tanzparkett...
Im Bänggner Musiglager wird seit jeher die Tradition grossgeschrieben, Musik
aus den verschiedensten Epochen, Stilen und Kulturen einzustudieren. So
folgte zum Beispiel nach dem Kanon 'Haeven Is A Wonderful Place' mit 'Klezmer
Clarinet' ein Solostück für Klarinetten aus der jiddischen Musik. Diese drei
kurzen, traurig-schönen Melodien blieben wohl jedem Zuhörer haften und die
Klarinettistengruppe repräsentierte dabei in bester Manier die schöne Klangfarbe
ihres Instrumentes.
„Monty Python liebt oder hasst man ganz und gar“, so ein Auszug aus Ferdi
Schniders Ansage für das nächste Stück. Die Musik aus ihrem Film „Life of
Brian“ ist aber bestimmt für jedermann ein Ohrwurm. In 'Allways Look On The
Bright Side Of Life' verzückten Sandro Morelli (Klarinette) und Michael
Bächtiger (Trompete) das Publikum. Die beiden Nachwuchstalente, welche ihr
Können auch bereits in der bmb zur Verfügung stellen, brillierten mit
perfekten Solis und einer gesunden Portion Coolness und Selbstvertrauen.
Die Zubereitung des typischen Lagermenüs 'Ghaggets mit Hörnli' wurde
anschliessend in einem von Nicole Tremp Steiner eigens fürs Musiglager
komponierten Rhythmus-Stück akkustisch dargestellt. Nebst den Klatschern und
Stampfern kamen dabei die fünf 'Köche' Christian Rüdisüli (Böllä hackä),
Michèle Tremp (Chellä schwingä), Remo Eberle (Chochtopf), Martina Dobrowolski
(Öpfelmues probierä) und Pascal Kraaz (Chäs rafflä) zu einem speziellen
Auftritt.
'Trumpet Filigree' ist ein immer mal wieder aufgeführtes Unterhaltungsstück
im Musiglager-Repertoire; jede 'Trompetergeneration' kam dabei wohl schon zum
Zug. Dieses Mal überzeugten die vier Solisten Michael Bächtiger, Gilbert
Tremp, Fabian Bucher und Silvan Rosenast mit ihrem Können auf dem kleinen
Blechinstrument und gaben sich dabei absolut keine Blösse.
Es folgten gleich im Anschluss die grossen 'Blechigen' mit dem Jägerchor aus
dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Unter der Leitung von Marcel
Schnider spielten Cédric Antonietti, Jürg Rüdisüli (beide Posaune), Christian
Rüdisüli (Waldhorn) sowie Claudio Schnider (Tuba) zur erfolgreichen Jagd auf.
„Für den Musiglager-Mitbegründer Peter Schnider sei es jeweils erst ein
richtiges Musiglager gewesen, wenn er erstens mit dem Beil Holz für die
Feuerstelle hacken konnte, zweitens dieses mit dem Bunsenbrenner entzünden
konnte und drittens, das musikalische Programm ein Egerländer beinhaltete“,
so Bruder Ferdi. Für Punkt eins und zwei ist mittlerweile Peters Sohn Claudio
zuständig und Punkt drei erfüllten wir mit 'Castaldo' selbstverständlich
auch. Eigentlich handelt es sich bei diesem Stück um einen Marsch, eine
Spezial-Formation spielte allerdings ein Arrangement, welches nebst Marsch
auch Polka und Walzer beinhaltete.
Mit dem bekannten Evergreen 'Capri-Fischer' von Gerhard Winkler begab sich
das Orchester dann auf eine Zeitreise in die vergangenen 50er-Jahre. Die
Zuschauer wähnten sich während des animierten Spiels schon beinahe am
sonnigen Strand von Capri. Und auch das Saxofon-Register betätigte sich dann
noch solistisch; es soundete ganz gewaltig mit dem Titel 'Night-Train', einem
lagsamen, aber sehr gehörfälligen Blues.
Das meist recht schöne und warme Herbstwetter während der Lagerwoche sowie
ein Bauernhof in unmittelbarer Nachbarschaft hatten zur Folge, dass sich im
Lagerhaus die Fliegen in Grosskompanien ausgebreitet hatten. „Bald sei der
Fliegentätscher das wichtigste Instrument gewesen“, witzelte Ferdi Schnider
in seiner Ansage zum nächsten Stück. Animiert davon übten die beiden
Schlagzeuger in Eigenregie ein wahrhaft 'schlagendes' Solo ein, welches das
Publikum richtiggehend mitriss. Spielend leicht liess das Duo ihre Sticks
über die Felle sausen; mit diesen schlagkräftigen Argumenten hätten Andi
Britt und Remo Eberle alias 'The Flying Hunters' in Gais wohl sämtlichen
Fliegen den todsicheren Garaus gemacht.
Mit der Aufnahme des Mundart-Stücks 'Alperose' von Polo Hofer ins
Konzertprogramm bewies Ferdi Schnider im Vorfeld den absolut richtigen
Riecher. Der bekannte berndeutsche Rocksong wurde gerade erst am Samstagabend
vor dem Musiglager-Konzert vom Fernsehpublikum zum besten Schweizer-Hit aller
Zeiten gewählt und war somit aktueller denn je. Die jungen Musikanten
spielten die bekannte Melodie denn auch ganz locker und leicht und bewiesen
beim Refrain auch gleich noch ihr Gesangstalent.
Nicole Tremp Steiner verteilte dann lobende Dankesworte und Geschenke. Allen
vorweg ging der grösste Dank natürlich an den musikalischen Leiter Ferdi
Schnider, welcher während der ganzen Woche mit viel Ruhe, pädagogischem
Geschick und grossem Humor durch den musikalischen Alltag geführt hatte. Und
Nicole erinnerte auch daran, dass er vor allem auch im Vorfeld wohl unzählige
Stunden mit Kopieren, Arrangieren und Notenschreiben verbracht hatte, damit
alle Teilnehmer in allen Stücken spielbare (Super-)Parts einüben konnten.
Weiter ging der Dank ans Küchenteam Marlis Tremp, Helen Schnider, Markus
Ricklin und Ramona Holenstein, welches die hungrige Lagerschar die ganze
Woche über bestens verpflegt hatten.
Als Präsident der Bürgermusik Benken ergriff direkt im Anschluss auch Marcel
Schnider noch das Wort und dankte seinerseits allen Leitern und Helfern für
ihren Einsatz zu Gunsten des musikalischen Nachwuchses und überreichte
speziell den drei Lagerorganisatorinnen Irène Zweifel Hug, Nicole Tremp
Steiner und Evelyne Ricklin-Tremp ein kleines süsses Dankespräsent. Zum
Schluss rundete natürlich auch noch ein richtiger Marsch ('Torch of Liberty')
das Programm ab. In diesem Zusammenhang sah das Publikum einige amüsante
Filmausschnitte unter dem Motto 'Früh übt sich, wer ein Meister werden
will!'. Unter den gestrengen Augen von 'Instruktor' Märs Schnider sowie der
Kamera schnupperten die 'Kleinen' im Lager nämlich auch noch
Marschmusik-Luft, und es zeigte sich in den Filmlis ziemlich deutlich, wo die
Tücken in dieser Blasmusikdisziplin denn eigentlich so liegen.
Das Publikum forderte dann mit frenetischem Applaus eine Zugabe, welche Ferdi
Schnider und sein Orchester mit der Wiederholung von 'Alperose' auch sehr
gern erfüllten. Und beim anschliessenden Apéro waren dann alle Anwesenden
nochmals dazu eingeladen, die kleine Lagerausstellung oder die projezierten
Schnappschüsse aus dem fröhlichen Lageralltag zu besichtigen. Diese (oder
zumindest ein Teil davon) können übrigens ab ca. anfangs November auch auf www.buergermusikbenken.ch eingesehen
werden, oder aber man bestellt sich für Fr. 5.-- eine Foto-CD mit sämtlichen
Fotos und Filmlis bei der Lagerleiterin Irène Zweifel Hug.

Ferdi Schnider und sein junges Orchester.
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