Benken - Sonntag, 15. Oktober 2006 11:00                                                                                               Eintrag auf www.linth24.ch

Abschlusskonzert vom Musiglager Bänggä

Von: Irène Zweifel Hug (eingesandt)

Nach sechs Tagen fleissigem Proben in Gais präsentierten die Jungmusikanten ihr eingeübtes Programm einem zahlreich aufmarschierten Publikum in der Benkner Rietsporthalle. Das Dargebotene stiess auf grosse Begeisterung.


Viele Köche, welche den Brei ganz und gar nicht verkochten... (Bild: zvg)

Die Anspannung unter den Jungmusikanten war deutlich spürbar, als sie sich vergangenen Sonntagnachmittag, 08. Oktober 2006 um 15.00 Uhr zur Vorprobe trafen. Hier ein Notenständer der umfiel, da eine Querflöte, die plötzlich keine Töne mehr von sich gab. Aber mit Ruhe und Organisationstalent bekamen die Verantwortlichen auch diese kleinen Missgeschicke rechtzeitig in den Griff. Die Nervosität ist allerdings verständlich, war es doch für einige der Nachwuchsstars der erste grosse Auftritt vor Publikum.

Um 17.00 Uhr begrüsste Lagerleiterin Irène Zweifel Hug die Gäste in der Rietsporthalle und gab dabei schon mal einige Fakten und Zahlen rund ums Lagerleben bekannt. Anschliessend ergriff der musikalische Leiter Ferdi Schnider das Wort und führte in gewohnt witziger und gleichzeitig informativer Weise durchs Programm. Musikalisch eröffnet wurde das Konzert mit einem Choral von John Darwall, welchen die Musikanten jeweils zum Einspielen am Morgen benutzt hatten. Danach folgte Tanzmusik aus dem 16. Jahrhundert; Michael Praetorius komponierte dieses Stück im ¾-Takt mit dem Namen 'Terpischore'. Trotz Ferdi Schniders genauer Anleitung, wagte dann allerdings niemand aus dem Publikum den spontanen Gang aufs Tanzparkett...

Im Bänggner Musiglager wird seit jeher die Tradition grossgeschrieben, Musik aus den verschiedensten Epochen, Stilen und Kulturen einzustudieren. So folgte zum Beispiel nach dem Kanon 'Haeven Is A Wonderful Place' mit 'Klezmer Clarinet' ein Solostück für Klarinetten aus der jiddischen Musik. Diese drei kurzen, traurig-schönen Melodien blieben wohl jedem Zuhörer haften und die Klarinettistengruppe repräsentierte dabei in bester Manier die schöne Klangfarbe ihres Instrumentes.

„Monty Python liebt oder hasst man ganz und gar“, so ein Auszug aus Ferdi Schniders Ansage für das nächste Stück. Die Musik aus ihrem Film „Life of Brian“ ist aber bestimmt für jedermann ein Ohrwurm. In 'Allways Look On The Bright Side Of Life' verzückten Sandro Morelli (Klarinette) und Michael Bächtiger (Trompete) das Publikum. Die beiden Nachwuchstalente, welche ihr Können auch bereits in der bmb zur Verfügung stellen, brillierten mit perfekten Solis und einer gesunden Portion Coolness und Selbstvertrauen.

Die Zubereitung des typischen Lagermenüs 'Ghaggets mit Hörnli' wurde anschliessend in einem von Nicole Tremp Steiner eigens fürs Musiglager komponierten Rhythmus-Stück akkustisch dargestellt. Nebst den Klatschern und Stampfern kamen dabei die fünf 'Köche' Christian Rüdisüli (Böllä hackä), Michèle Tremp (Chellä schwingä), Remo Eberle (Chochtopf), Martina Dobrowolski (Öpfelmues probierä) und Pascal Kraaz (Chäs rafflä) zu einem speziellen Auftritt.

'Trumpet Filigree' ist ein immer mal wieder aufgeführtes Unterhaltungsstück im Musiglager-Repertoire; jede 'Trompetergeneration' kam dabei wohl schon zum Zug. Dieses Mal überzeugten die vier Solisten Michael Bächtiger, Gilbert Tremp, Fabian Bucher und Silvan Rosenast mit ihrem Können auf dem kleinen Blechinstrument und gaben sich dabei absolut keine Blösse.

Es folgten gleich im Anschluss die grossen 'Blechigen' mit dem Jägerchor aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Unter der Leitung von Marcel Schnider spielten Cédric Antonietti, Jürg Rüdisüli (beide Posaune), Christian Rüdisüli (Waldhorn) sowie Claudio Schnider (Tuba) zur erfolgreichen Jagd auf.

„Für den Musiglager-Mitbegründer Peter Schnider sei es jeweils erst ein richtiges Musiglager gewesen, wenn er erstens mit dem Beil Holz für die Feuerstelle hacken konnte, zweitens dieses mit dem Bunsenbrenner entzünden konnte und drittens, das musikalische Programm ein Egerländer beinhaltete“, so Bruder Ferdi. Für Punkt eins und zwei ist mittlerweile Peters Sohn Claudio zuständig und Punkt drei erfüllten wir mit 'Castaldo' selbstverständlich auch. Eigentlich handelt es sich bei diesem Stück um einen Marsch, eine Spezial-Formation spielte allerdings ein Arrangement, welches nebst Marsch auch Polka und Walzer beinhaltete.

Mit dem bekannten Evergreen 'Capri-Fischer' von Gerhard Winkler begab sich das Orchester dann auf eine Zeitreise in die vergangenen 50er-Jahre. Die Zuschauer wähnten sich während des animierten Spiels schon beinahe am sonnigen Strand von Capri. Und auch das Saxofon-Register betätigte sich dann noch solistisch; es soundete ganz gewaltig mit dem Titel 'Night-Train', einem lagsamen, aber sehr gehörfälligen Blues.

Das meist recht schöne und warme Herbstwetter während der Lagerwoche sowie ein Bauernhof in unmittelbarer Nachbarschaft hatten zur Folge, dass sich im Lagerhaus die Fliegen in Grosskompanien ausgebreitet hatten. „Bald sei der Fliegentätscher das wichtigste Instrument gewesen“, witzelte Ferdi Schnider in seiner Ansage zum nächsten Stück. Animiert davon übten die beiden Schlagzeuger in Eigenregie ein wahrhaft 'schlagendes' Solo ein, welches das Publikum richtiggehend mitriss. Spielend leicht liess das Duo ihre Sticks über die Felle sausen; mit diesen schlagkräftigen Argumenten hätten Andi Britt und Remo Eberle alias 'The Flying Hunters' in Gais wohl sämtlichen Fliegen den todsicheren Garaus gemacht.

Mit der Aufnahme des Mundart-Stücks 'Alperose' von Polo Hofer ins Konzertprogramm bewies Ferdi Schnider im Vorfeld den absolut richtigen Riecher. Der bekannte berndeutsche Rocksong wurde gerade erst am Samstagabend vor dem Musiglager-Konzert vom Fernsehpublikum zum besten Schweizer-Hit aller Zeiten gewählt und war somit aktueller denn je. Die jungen Musikanten spielten die bekannte Melodie denn auch ganz locker und leicht und bewiesen beim Refrain auch gleich noch ihr Gesangstalent.

Nicole Tremp Steiner verteilte dann lobende Dankesworte und Geschenke. Allen vorweg ging der grösste Dank natürlich an den musikalischen Leiter Ferdi Schnider, welcher während der ganzen Woche mit viel Ruhe, pädagogischem Geschick und grossem Humor durch den musikalischen Alltag geführt hatte. Und Nicole erinnerte auch daran, dass er vor allem auch im Vorfeld wohl unzählige Stunden mit Kopieren, Arrangieren und Notenschreiben verbracht hatte, damit alle Teilnehmer in allen Stücken spielbare (Super-)Parts einüben konnten. Weiter ging der Dank ans Küchenteam Marlis Tremp, Helen Schnider, Markus Ricklin und Ramona Holenstein, welches die hungrige Lagerschar die ganze Woche über bestens verpflegt hatten.

Als Präsident der Bürgermusik Benken ergriff direkt im Anschluss auch Marcel Schnider noch das Wort und dankte seinerseits allen Leitern und Helfern für ihren Einsatz zu Gunsten des musikalischen Nachwuchses und überreichte speziell den drei Lagerorganisatorinnen Irène Zweifel Hug, Nicole Tremp Steiner und Evelyne Ricklin-Tremp ein kleines süsses Dankespräsent. Zum Schluss rundete natürlich auch noch ein richtiger Marsch ('Torch of Liberty') das Programm ab. In diesem Zusammenhang sah das Publikum einige amüsante Filmausschnitte unter dem Motto 'Früh übt sich, wer ein Meister werden will!'. Unter den gestrengen Augen von 'Instruktor' Märs Schnider sowie der Kamera schnupperten die 'Kleinen' im Lager nämlich auch noch Marschmusik-Luft, und es zeigte sich in den Filmlis ziemlich deutlich, wo die Tücken in dieser Blasmusikdisziplin denn eigentlich so liegen.

Das Publikum forderte dann mit frenetischem Applaus eine Zugabe, welche Ferdi Schnider und sein Orchester mit der Wiederholung von 'Alperose' auch sehr gern erfüllten. Und beim anschliessenden Apéro waren dann alle Anwesenden nochmals dazu eingeladen, die kleine Lagerausstellung oder die projezierten Schnappschüsse aus dem fröhlichen Lageralltag zu besichtigen. Diese (oder zumindest ein Teil davon) können übrigens ab ca. anfangs November auch auf
www.buergermusikbenken.ch eingesehen werden, oder aber man bestellt sich für Fr. 5.-- eine Foto-CD mit sämtlichen Fotos und Filmlis bei der Lagerleiterin Irène Zweifel Hug.

 

Ferdi Schnider und sein junges Orchester.